Die Krise der Kaffeewirtschaft (Teil I): Anbau, Ernte und Export – Ursachen des Preisverfalls des Rohkaffees

Kaffee ist nach Erdöl das meistgehandelte Rohprodukt der Welt. Aufgrund seiner Anbaubedingungen findet der Anbau fast ausschließlich in Entwicklungsländern statt, der Konsum aber in den Industrieländern. Der Verkauf von Kaffee ernährt 125 Millionen Menschen in sechzig Ländern. Meist sind dies Kleinbauern. Der Kaffeepreis ist zurzeit so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Kaffee gehört zu den Lieblingsgetränken von Millionen von Menschen, trotzdem müssen Kaffeeproduzenten ihren Kaffee zu Spottpreisen verkaufen, um nicht auf ihm sitzen zu bleiben. Warum ist dies so? Was sind die Ursachen des Verfalls des Kaffeepreises? Diesen Fragen gehe ich in dem folgenden Beitrag mit besonderem Blick auf die Situation in Zentralamerika nach.

[quote] „In der City of London, wo in den Banken und Börsen nur eine Armlänge die Kaffeetassen von den Krawatten trennt, schreibt ein grauer Kunststoffkasten die Fortsetzung der alten Geschichte von Armut und Reichtum. Der Computer ist das Gehirn der Terminbörse Liffe, und an jedem Börsentag in jedem Börsenjahr errechnet er eine Zahl, die sich von London aus um die ganze Welt verbreitet. Sie schießt durch Telefonleitungen unter den Meeren hindurch und taucht auf im Hafen von Hamburg und in den Bürotürmen von Miami, wo sauber frisierte Männer sie mit einem Mausklick auf ihre Bildschirme holen. Sie erklimmt das Hochland von Kenia und die Berge Ugandas, wo schwielige Hände sie mit Kreide auf schwarze Tafeln schreiben. Sie dringt in den Regenwald Indonesiens und auf die Plantagen Vietnams, wo in hölzernen Hütten kleine Fernseher stehen und der Nachrichtensprecher sie mit lauter Stimme verliest – diese Zahl, an der das Schicksal ganzer Volkswirtschaften hängt und die doch nichts weiter beziffert als den aktuellen Weltmarktpreis einer Tonne blassgrüner Bohnen.  Geröstet und gemahlen, aufgebrüht mit heißem Wasser, verwandeln sich diese Bohnen in das liebste Frühstücks- und Nachmittagsgetränk der Deutschen, der Amerikaner, Franzosen, Italiener, Spanier und Skandinavier. In Cappuccino, Espresso, Caffè latte, Cafetera, Café au lait. In Kaffee.” (Korneffel / Tenbrock / Uchatius 2002) [/quote]

Anbau und Ernte von Rohkaffee

Der heutige Kaffee-Anbaugürtel umfasst die gesamte tropische Zone und Teile der Subtropen (zwischen dem 23.Grad nördlicher und dem 25. Grad südlicher Breite) rund um den Globus. Von den zahlreichen Kaffee-Arten haben nur Arabica und Robusta wirtschaftliche Bedeutung. Der Anbau von Arabica findet vorwiegend in Zentralamerika, in den Andenländern, in wenigen Gebieten Brasiliens, in einigen Regionen Ostafrikas und in Madagaskar statt. Robusta-Kaffee wird dagegen in weiten Teilen Westafrikas, in der Tierra Templada (die niedrigen Bereiche) Zentral- und Südamerikas, in der Karibik und in großen Teilen Südostasiens angebaut. Beide Kaffeesorten haben unterschiedliche Anspruchsprofile und stellen höchste Anforderungen an Temperatur, Niederschlagsmenge, Windverhältnisse, Höhenlage und Boden (siehe Abb. 1). Sie werden daher als die Primadonna der Nutzpflanzen bezeichnet. Sowohl Arabica als auch Robusta bevorzugen einen halbschattigen Standort und alluviale oder vulkanische Böden. Robusta benötigt zusätzlich noch Humus. (Vgl. Glania 1997, S.9)

 

Arabica

Robusta

Klimazone

Subtropen: sommerwarm
Tropen: Hochland, wechsel-feucht

Tropen: wechselfeucht, immer- feucht

Jahresdurchschnitts-Temperaturen:

17 – 25°C
(Optimum um 18°C)

20 – 26°C
(Optimum um 24°C)

Niederschlagswerte

900 – 1.800mm
(Optimum 1.000 – 1.200mm)

1.800 – 2.300mm
(Optimum 1.800 – 2.000mm)

Höhenlage

800 – 2.200m NN
(Optimum 1.200 – 1.800m NN)

200 – 700m NN
(Optimum 400 – 500m NN)

Abb.1: Anbaubedingungen für Kaffee, Quelle: Glania 1997, verändert

Der Anbau und die Ernte von Kaffee sind sehr arbeitsintensiv. In den meisten Ländern Lateinamerikas wird 60 – 80% des Kaffees durch Familienbetriebe erzeugt. Die wichtige Rolle der Klein- und Mittelbetriebe ist zurückzuführen auf die Nichtmechanisierbarkeit des Kaffeeanbaus. (Vgl. Stamm 1999, S. 399) Die Haupterntezeit in Zentralamerika ist zwischen Oktober und April (Vgl. Glania 1997, S.9). Die Kirsche, welche von den Bäumen geerntet wird, ist für den Welthandel ungeeignet. Ihr zucker- und wasserhaltiges Fruchtfleisch würde während des Transports schimmeln. Für den Welthandel wird aus der Kirsche Rohkaffee hergestellt [1].

Die strukturellen Unterschiede des Kaffeesektors in Zentralamerika

Zentralamerika ist trotz seiner geringen Ausdehnung eine wichtige Anbauregion für den Kaffeesektor. Rund 15% des weltweit exportierten Kaffees und fast 50% des hochwertigen Arabica-Kaffees der Gruppe „Other Milds“ werden in dieser Region auf ca. 800.000 Hektar angebaut. In den Hochlagen ist der Kaffeeanbau oft die wichtigste Form der Bodennutzung. Die Anzahl der Produzenten ist nur schätzbar. Man geht von ca. 200.000 Kaffeebauern in Costa Rica, Nicaragua, Guatemala, Honduras und El Salvador aus. Mit Ausnahme von Costa Rica haben alle Länder gemeinsam, dass der Kaffee für ihre Handelsbilanz äußerst wichtig ist. Nur Costa Rica hat es durch eine aktive Exportdiversifizierung geschafft, relativ unabhängig von seinem ehemals wichtigsten Exportgut zu werden.

In Zentralamerika existieren große Unterschiede in der sozialen Struktur des Kaffeesektors, was vor allem auf die historischen Ausgangsbedingungen der Einführung des Kaffees zurückzuführen ist. In Costa Rica wird Kaffee seit den 1930er Jahren angebaut. In dieser Zeit war Costa Rica von subsistenzorientierten Kleinbauern besiedelt. Die Kaffeeproduktion konnte sich nur auf kleinbäuerlicher Grundlage ausweiten, da für eine großbetriebliche Produktion Arbeitskräfte fehlten. Die Zahl der indigenen Bevölkerung war sehr gering und lebte in nur schwer zugänglichen Gebieten. In der weiteren Entwicklung kam es zwar zu Konzentrationsprozessen, bis heute aber bilden die Familienbetriebe eine wichtige Säule der Produktion. Ab 1932 wurden die Beziehungen zwischen Bauern und Verarbeitern institutionell reguliert und der freie Handel verboten. Die Aufsicht hatte ICAFE, ein damals noch stattliches Kaffeebüro, welches heute eine private Sektororganisation mit geringem Regierungseinfluss ist. Durch dauerhafte und geregelte Beziehungen wurden viele Familienbetriebe in den Modernisierungsprozess miteinbezogen. Die Folge waren ein starker Anstieg der Hektarerträge und die Verbesserung und Verstetigung der Produktqualität. Die Erzeuger wurden in Genossenschaften und Sekundärorganisationen integriert und bekamen so einen direkten Zugang zum Export.

In Guatemala, El Salvador und Nicaragua sah es dagegen ganz anders aus. Hier begann der Kaffeeanbau im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch einheimische Machteliten und kapitalstarke Zuwanderer. Durch die Privatisierung von Ejido-Land [2] entstanden große zusammenhängende Flächen und gleichzeitig wurde eine hohe Anzahl von Landlosen (oft indigene Bevölkerung) freigesetzt, die als Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Es konnte sich ein auf Großgrundbesitz basierender Kernsektor der Kaffeewirtschaft entwickeln. Die Ernte der koexistierenden Kleinbauern wurde ohne gesetzliche oder vertragliche Regelung der Handelsbeziehungen zugekauft. Diese polarisierenden Strukturen konnten erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Agrarreformen und Befriedungspolitik nach den Bürgerkriegen der 1980er Jahre gemildert werden. Es entstanden genossenschaftliche Zusammenschlüsse, die jedoch bis heute organisatorisch schwach und instabil geblieben sind.

In Honduras begann der Kaffeeanbau im kommerziellen Umfang erst nach 1950. Die Produktion wurde durch eine gezielte Landverteilung staatlich gefördert und mit technischer Beratung der Entwicklungsagentur USAID unterstützt mit dem Ziel funktionsfähige Familienbetriebe zu schaffen. Dies hatte zur Folge, dass sich eine verhältnismäßige egalitäre Betriebsgrößenstruktur auf Basis von Mittelbetrieben herausbildete. Die Aspekte der Qualitätssicherung in Anbau und Aufbereitung fanden nur geringe Berücksichtigung, daher ist honduranischer Kaffee international kaum wettbewerbsfähig und kann auf dem internationalen Weltmarkt nur unter dem Börsenpreis verkauft werden. (Vgl. Stamm 1999, S. 400f)

Bedeutet der Kaffee-Export eine verstetigte Unterentwicklung?

In der Literatur wird der Export von agrarischen Rohstoffen oft als entwicklungshemmend, als Teil einer ungleichen Einbindung der Entwicklungsländer in den globalen Welthandel dargestellt. Viele Gründe sprechen dafür. Das Schwanken der Rohstoffpreise, der Verfall der Terms of Trade, das große Machtgefälle zwischen Produzenten und Händler und das Fehlen von technologischen Lernprozessen sollen hier beispielsweise genannt werden.

Ohne funktionsfähige internationale Regelungen schwanken die Preise für agrarische Rohstoffe sehr stark. Diese Schwankungen sind vor allem auf ein unterschiedliches klimabedingtes Angebot zurückzuführen. Die Nachfrage selbst ist relativ unelastisch. Die Börsenpreise für Kaffee blieben bis 1989 durch das Quotenabkommen der International Coffee Organization (ICO) relativ stabil (siehe hierzu Kap. ) Seit dem Zusammenbruch des Abkommens sind Preisausschläge in beide Richtungen zu verzeichnen. Auch der Kaffeeweltmarkt ist durch ein gravierendes Machtgefälle gekennzeichnet. Mehreren Millionen Kaffeeproduzenten in vielen Ländern steht ein konzentrierter Handel gegenüber. Auch die Röstung in den Industrieländern wird von wenigen Großunternehmen dominiert. Nur die Exporteure Brasilien und Kolumbien können aufgrund ihres Mengenangebots den Markt beeinflussen. Um dem konzentrierten Handel entgegen zu wirken, haben sich einige kaffeeerzeugende Länder zusammengeschlossen (Association of Coffee Producing Countries, ACPC) mit dem Ziel das Kaffeeangebot durch freiwillige Absprachen zu begrenzen. Da aber keine Mechanismen zur Sanktionierung bei Quotenüberziehung existieren und zwei wichtige Erzeugerländer (Guatemala und Mexiko) dem Abkommen nicht beigetreten sind, sind die Einflussmöglichkeiten sehr beschränkt. Die zuvor aufgeführten Argumente sprechen eindeutig für die Bejahung der Eingangsfrage.

Costa Rica dagegen ist ein Beispiel dafür, dass durch die langfristige Einbindung von Bauern in einen wachsenden Exportmarkt dynamische Impulse möglich sind. Lernprozesse blieben hier nicht nur auf produktionsbezogene Aspekte wie Ertragssteigerung und Qualitätssicherung beschränkt. Durch rückwärtsgerichtete Verflechtungen des Sektors konnte sich eine kleine aber international wettbewerbsfähige Industrie für Kaffeeaufbereitungsmaschinen herausbilden. Solche Prozesse bieten mittelfristig mögliche Ansatzpunkte für eigenständige technologische Entwicklungen und Verflechtungsbeziehungen zu anderen Wirtschaftszweigen im Inland. Positive Effekte sind möglich, wenn die Weiterverarbeitung des Kaffees im Erzeugerland stattfindet. In einigen Ländern wird im begrenzten Umfang löslicher Kaffee exportiert. Die Ausfuhr von Röstkaffee dagegen ist nur von geringer Bedeutung. (Vgl. Stamm 1999, S. 399f)

Die Kaffeepreiskrise

In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg konnte das auf dem Weltmarkt befindliche Kaffeeangebot die steigende Nachfrage nicht befriedigen. Nach einer lang anhaltenden Trockenheit mit nachfolgendem Frost in Brasilien zu Beginn der 1950er Jahre verschlechterte sich die Lage und ließ den Preis für Rohkaffee 1953 in noch nie da gewesene Höhe schnellen. Die Kaffeeproduzenten auf der ganzen Welt verstärkten den Anbau, um mehr Kaffee zu produzieren. Die Folge war eine massive Überproduktion, die den Marktpreis dramatisch in die Tiefe stürzen ließ und viele Anbauländer in ökonomische sowie politische Schwierigkeiten brachte. 1962 wurde durch die ICO das Internationale Kaffee-Abkommen (ICA) abgeschlossen mit dem Ziel langfristig ein ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu erreichen. Der ICO gehören 47 Produktionsländer und 26 Konsumländer an, die fast 99% der Weltproduktion und 90% des Weltimportes darstellen. Das Internationale Kaffee-Abkommen bekämpfte aber nur die Symptome und nicht die Ursachen der Kaffeepreiskrise und schaffte bzw. verfestigte die Rahmenbedingungen für eine zunehmende Überproduktion. Unter dem Schutz relativ stabiler Preise öffnete sich die Schere zwischen Kaffeeangebot und –nachfrage immer mehr. In allen wichtigen Anbauregionen wurden die Kaffeeanbauflächen ausgeweitet. Einen weiteren Druck auf den Kaffeepreis hatte die Technisierung der Kaffeeproduktion in vielen Ländern. Der Übergang von den traditionellen zu Hochleistungssorten bedeutete den Verzicht auf Schattenbäume, eine Erhöhung der Pflanzendichte und einen zunehmenden Einsatz von Agrarchemikalien (siehe Abb. 2). Dies hatte eine erhöhte Erosionsgefahr, eine Belastung von Böden und Wasser sowie Risiken von Vergiftungen bei Bauern und Landarbeitern zu Folge.

Traditioneller und technisierter Kaffeeanbau: Schematisierte Übersicht über wichtige agraökologische Aspekte

 

Schattenkaffee

Technisierter Kaffeeanbau

Beschreibung des Produktsystems

Kaffee unter Baumstockwerk und oft in Mischkultur mit weiteren Nutzpflanzen

Kaffee in Monokultur

Sorten und Saatgut

traditionelle, an die Standorte ange-passte Sorten

Hochertragssorten aus nationaler oder internationaler Agrarforschung

Pflanzdichte und Neubepflanzungen

weitbeständig, ca. 1.000-2.000 Pflanzen je Hektar, Schattenbäume unterschiedlich dicht (ca. 100/ha), Neubepflanzung nach 20-25 Jahren

engständig, oft 5.000-6.000 Pflanzen je Hektar, geringere Lebensdauer der Hochertragssorten, daher kürzere Zyklen der Neubepflanzung

Bodenstruktur und Düngung

Eintrag organischen Materials durch Laubfall der Schattenbäume, Leguminosen als Schattenbäume sorgen für natürliche Stickstoff-bindung

kein Laubeintrag, geringer Gehalt an organischen Material, große Ernte-mengen entziehen viele Nährstoffe, umfangreiche Mineraldüngung not-wendig

Mikroklima und Wasserhaushalt

Schattenbäume führen zu einem ausgeglichenen Mikroklima, geringe Bodenerwärmung (max. 30°C), hohe Restfeuchte im Boden während der Trockenzeit

Aufheizung der bodennahen Luft-schichten bis 75°C, Absterben von Mikroorganismen, geringe Rest-feuchte, hoher Pflanzenstress

Beikräuter

geringer Lichteinfall reduziert den Aufwuchs

starker Aufwuchs, Beseitigung erfolgt oft durch Herbizide

Schädlings- und Krankheitsbefall

Mischkultur ermöglicht artenreiche Fauna, natürliche Schädlings-kontrolle; in regenreichen Lagen kann Schatten jedoch den Befall durch Pilze (Kaffeerost) fördern

Monokultur fördert die Verbreitung von Schädlingen (Kaffeekirchen-käfer, Einsatz von Insektiziden) und Pflanzenkrankheiten

Erosionsgefahr

Wurzeln der Schattenbäume halten den Boden, Kronen schützen vor Starkregen und Winderosion

größere Erosionsgefahr gegenüber Schattenkaffee aber als Dauerkultur Vorteile gegenüber einjährigen Kulturen

externe ökologische Effekte

Lebensraum für Flora und Fauna, Holz der Schattenbäume reduziert Druck auf natürliche Baumbestände (Brennholz)

Eintrag von Agrarchemikalien in Grund- und Oberflächenwasser, Gesundheitsrisiken bei unsach-gemäßer Verwendung und Unfällen

Quelle: Nestel 1995, ergänzt durch Stamm mit Informationen von costaricanischen und honduranischen Produzenten in Stamm 1999

Durch die Ausweitung und Technisierung der Kaffeeproduktion nahm das weltweite Angebot an Kaffee sehr schnell zu, wogegen die Nachfrage einen geringeren Zuwachs zu verzeichnen hatte. 1989 brach das letzte Quotenabkommen der ICO durch den steigenden Angebotsüberhang und den wachsenden Lagerbeständen zusammen. Die Folge waren extreme Preissprünge auf dem Markt (siehe Abb. 3). Die Weltmarktpreise für Arabica-Kaffee sanken in den Jahren von 1988 bis 1990 um 32%, für Robusta-Kaffee sogar um 42%. In den Jahren 1990 bis 1993 stagnierten die Preise auf einem niedrigen Niveau, so dass die Produzenten oft ihre Produktionskosten nicht decken konnten. 1994 sprang der Preis für Kaffee aufgrund von Frösten in Brasilien, die einen Großteil der Ernte zerstört hatten, wieder nach oben. Eine weitere Hochpreisphase gab es Anfang 1997 bis März 1998. In Brasilien und Zentralamerika gab es mehrere schlechte Ernten. Viele Produzenten hatten während der Kaffeepreiskrise aufgrund finanzieller Schwierigkeiten die Erneuerung der Pflanzungen vernachlässigt, was sich in einem Rückgang der Hektarerträge niederschlug. Zudem ist der Eigenkonsum an Kaffee in Brasilien gestiegen. Nach der letzten Hochpreisphase sank der Kaffeepreis wieder. „Der Kaffeemarkt ist wie ein Bungee-Seil. An seinem Ende hängen die Bauern.“ (Korneffel / Tenbrock / Uchatius 2002) Ende 2003 lag der Durchschnittspreis für ein Pfund Röstkaffee in Deutschland mit 2,93 Euro so tief wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Im internationalen Kaffeemarkt ist mittelfristig mit keiner Preiserhöhung zu rechnen, da aufgrund guter Ernten in Brasilien und Vietnam das Überangebot an Kaffee auf dem Weltmarkt bei 15% liegt. Die beiden Länder gehören zu den größten Kaffeeproduzenten und bringen ein Angebot an Kaffee auf den Weltmarkt, welches im Moment einfach nicht konsumiert werden kann.

finanziell nicht mehr in der Lage sind ihre Pflanzungen zu pflegen, dann schlägt sich dies auch in der Qualität der Kaffeebohnen und somit auf den Kaffee nieder. (Vgl. Stamm 1999, S. 402f und Engle 2003)

 

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[1] Es existieren zwei verschiedene Arten der Aufbereitung: die trockene und die nasse Aufbereitung. Auf die Aufbereitungsweisen soll in dieser Arbeit nicht eingegangen werden. Siehe hierzu Glania 1997 u. Bickert / Nenke / Oheim 1998.

[2] Als Ejido-Land wird kommunal genutzter Boden (meist durch die indigene Bevölkerung) bezeichnet.

 

 

Literatur

Bickert, M. / Nenke, S. / Oheim, K. (1998), Deutscher Kaffeeverband e.V. (2003), Engle, D. (2003), Fehlmann, A. (2000), Glania, G. (1997), Korneffel, P. / Tenbrock, C. / Uchatius, W. (2002) Mayer, C. (2003), Neuberger, G. (1988), Rupprecht, J. (1995), Stamm, A. (1999), TransFair e.V. / RUGMARK (2002)